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60cm Spurweite: Betteravière

Es muss kurz nach dem Krieg gewesen sein - ich war in der zweiten oder dritten Klasse - als unser Schulhaus erweitert wurde. Die Erdarbeiten verrichtete ein Bagger, dessen Schaufel durch Seile gezogen wurde und den Dreck in Loren auf Decauville-Gleisen verlud. Ich habe stundenlang zugeschaut...

Paul Decauville

Die Spurweiten 50cm und 60cm sind untrennbar mit ihrem Erfinder Paul Decauville verknüpft (1846-1922). Er hatte die Idee, ein leichtes, transportables Gleis herzustellen, das er in den Zuckerrübenfeldern seines Vaters auslegen konnte. Die Loren mit den Rüben wurden zunächst von Hand oder mit Pferden zur Fabrik gebracht. War ein Feld abgeerntet, wurde das Gleis demontiert und anderswo wieder ausgelegt. Decauville entwarf bald Lokomotiven und Rollmaterial für alle möglichen Spezialaufgaben, gründete 1875 eine Fabrik und verkaufte Lizenzen nach England und Deutschland. In der Industrie, im Bergbau und in der Landwirtschaft war dem System grosser Erfolg beschieden, es war jedoch nicht für den Personentransport zugelassen.

Sein Ehrgeiz wollte, dass seine Bahn auch als Transportmittel für Personen anerkannt wurde. An der Weltausstellung 1889 in Paris baute er darum im Ausstellungsgelände eine drei Kilometer lange Strecke und beförderte in sechs Monaten 6'342'446 Personen ohne Unfall: Er wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Dieser Auftritt machte ihn berühmt und verhalf seiner Erfindung zum Durchbruch. Zum Beweis der Leistungsfähigkeit des Systems Decauville baute er 1893 eine Linie von Pithiviers nach Toury, die allerdings nie vom Personenverkehr leben konnte. Auch zeigten sich auf der permanenten Anlage schnell die Schwächen des Leichtbaus: Der Unterbau war zu wenig tragfähig, die Schienen verformten sich und die Züge entgleisten - teure Sanierungsarbeiten wurden nötig. Trotzdem überlebte die Strecke bis 1964 dank des Zuckerrübentransports zu den Zuckerfabriken rund um Orléans.

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In Pithiviers sind vier Kilometer der ursprünglich über 30km langen Strecke erhalten, an einigen Tagen im Jahr fahren Dampfzüge. Im ehemaligen Depot stehen weitere Perlen der 60cm-Spur, neben Decauvilles auch einige Sammlerstücke, darunter eine Schneider 0-2-0T von 1870 und der berühmte benzin-elektrische Triebwagen von Crochat von 1922. Museum und Strecke sind ein Umweg wert, über die Öffnungszeiten informiert die ATMP auf ihrer Seite La France vue du Rail. Pithiviers liegt im Dreieck Paris-Orléans-Fontainebleau.

Das System Decauville fand weltweite Verbreitung in der Industrie, im Bergbau, in der Landwirtschaft und zum Personentransport. Im Grabenkrieg 1914-18 wurde es zu beiden Seiten der Front zum unentbehrlichen Transportmittel hinter der Front und in den französischen Forts. Ausser einigen Museums- und Touristikbahnen sind die Schienen vom Strassentransport verdrängt worden. Decauvilles Industrieimperium zerfiel nicht zuletzt wegen finanzieller Machenschaften und Prozessiererei schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts, finanzkräftie Investoren und seine deutschen Konkurrenten profitierten davon. Bereits 1894 verlässt Paul Decauville im Streit mit den neuen Besitzern seiner Unternehmungen die Gesellschaft.

Links zum Thema Decauville

Wikipedia.de
Wikipedia.en
Wikipedia.fr
Decauville als Industriepionier in der zweiten Hälfte des 19. Jh, von den drei Seiten ist die französische die detailreichste

Kleinbahn (PDF 2.7MB)
Landwirtschaft (PDF 820kB)
zwei Veröffentlichungen des Frankfurter Feldbahn-Museums zum Einsatz der Feldbahnen zum Personentransport und in der Landwirtschaft

Wikipedia
Florian Rauh: Heeresfeldbahnseiten
Bedeutung der Feldbahn im und nach dem Krieg und Lokomotiven aus den beiden Weltkriegen

Museen und Bahnen, die wir gesehen haben
Le Tramway de Pithiviers à Toury
Von dieser ursprünglich 30 Kilometer langen Strecke sind 4km erhalten und werden von Dampfzügen befahren. Zur Bahn gehört ein Museum mit einigen seltenen Stücken Classé Monument Historique.

Chemin de Fer Touristique du Tarn, Saint-Lieux-Les-Lavaur
Eine kleine, liebevoll gepflegte Tourismusbahn auf 50cm Spurweite im Dpt Tarn

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