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Puydorat Forest

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Vom Vorbild zum eigenen Gleis

Die Puydorat Forest ist eine Feld- und Waldbahn, ihre Vorbilder sind die Waldbahnen des amerikanischen Westens und die Sekundär- und Feldbahnen in Europa mit Spurweiten um 50 bis 60 Zentimetern. In Europa waren diese Spurweiten weit verbreitet, in Amerika sind sie eher exotisch: Die Waldbahnen fuhren auf Geleisen von 3", also rund 90 Zentimetern Spurweite.

Auf der Suche nach Beispielen waren Google und das Magazin GARTENBAHNEN hilfreich, aber die Vielfalt, die ich fand, war eher verwirrend. Zwischen einer Feldbahn für den Transport von Zuckerrüben und einer Sekundärbahn für Personentransport tut sich ein weiter Fächer von Gleisbau-Vatianten auf. Ich musste also meine Idee der Feld- und Waldbahn korrigieren und einschränken und meine eigenen Möglichkeiten und Ansprüche überdenken.


© NarrowgaugeChaos.com USA-Waldbahn um 1890 SW 3' = 90cm

© Musée Decauville Decauville SW 60cm

© Bi Chemin de Fer Touristique de Albi SW 50cm

© Bi (Karlsruhe) Systemgeleise Zimmermann, Eisen verzinkt SW 7¼"

© Gerd Ziller Geleise System Ziller SW 5"

&copy ?? Flacheisen mit Stahlschwellen auf Holzschwellen SW 7¼"

Die folgenden Bilder und Kommentare geben eine Idee von diesem Prozess.

Vorbild

Die Waldbahnen im Westen Amerikas

Diese Waldbahnen wurden nicht für die Ewigkeit gebaut. Sie dienten dem Transport des Holzes aus den Wäldern zu den Sägereien und wurden abgebrochen und verlegt, wenn der Holzschlag nicht mehr rentabel war. Unterbau und Geleise waren darum leicht, die Schwellen wurden aus dem vor Ort gefällten Holz geschnitten; wie das Bild zeigt, genügte auch Rundholz. Und das Schienenprofil erscheint ziemlich leicht im Vergleich zum Zug im Hintergrund. Spurweite meist 3" = 90 Zentimeter.

Die bewegliche Feldbahn System Decauville

Paul Decauville (1846-1922) war der Sohn eines Zuckerrübenbauern. Er wollte den Transport der Zuckerrüben von den Feldern zu den Fabriken rationalisieren und erfand dazu eine einfach zu handhabende Feldbahn. Die Geleise waren vorgefertigt und mussten nur zusammengesteckt werden, das Rollmaterial war leicht und doch leistungsfähig. Beachten Sie den Schwellenabstand: Er entspricht auch hier etwa der Spurweite. An der Weltausstellung in Paris 1889 richtete Decauville eine Bahn zur Personenbeförderung ein und wurde mit einer Goldmedaille geehrt. Daraufhin trat seine Feldbahn einen Siegeszug durch ganz Europa an.

Das System Decauville ist extrem leicht und beweglich, es war ideal für die Zuckerrübenernte, für den Abbau von Lehm oder Sand und für die Versorgung der Front während der beiden Kriege. Zwar kam es auch für Lokalbahnstrecken zum Einsatz, bewährte sich aber auf die Dauer nicht: Die Gleise verformten sich und erforderten viel Unterhalt.

Die Feld- und Museumsbahnen in Spurweite 50 und 60cm

Diese Weiche gehört der Chemin de Fer Touristique du Tarn und liegt in Saint-Lieux-Les-Lavaur, auf halbem Weg zwischen Toulouse und Albi. Diese Bahn transportiert Ausflügler und muss darum die Sicherheitsstandards für Personentransporte erfüllen. Schienenprofil und Schwellen sind deutlich tragfähiger als bei der Decauville, das Gleis ist geschottert, geopfert wurde aber die Beweglichkeit. Der Schwellenabstand entspricht aber auch hier etwa der Spurweite.

Modellgleise für 5 und 7¼"

Ein komplettes Gleissystem bietet die Firma Zimmermann an. Es besteht aus Schienenprofilen, die auf Stahlschwellen geschraubt sind, sieht sehr gut aus und ist wegen der Verzinkung wohl ewig haltbar. Aber Hand aufs Herz: Ein Feldbahngleis ist das nicht.

Da kommt Gerd Ziller mit seiner "Bear Creek Railroad" der Sache schon viel näher. Die Geleise sind ähnlich wie bei einer Modellbahn zusammsteckbar und können auf jedem einigeramssen ebenen Untergrund verlegt werden. Die Schienenprofile sind auf Eisenschwellen geschweisst und diese auf Holzschwellen geschraubt - Decauville pur!

Im letzten Bild noch ein Beispiel aus den USA. Hier werden keine Schienenprofile, sondern Flacheisen verwendet, die auf Stahlschwellen geschweisst und auf Holzschwellen geschraubt werden. Dies ist zweifellos die einfachste und billigste Lösung. An verschiedenen Orten habe ich gelesen, dass nur der Kenner sieht, dass keine Schienenprofile eingebaut sind.

Puydorat Forest

Mein Gleis

Dieses letzte Beispiel hat mich schliesslich überzeugt. Ich will eine feste Strecke aufbauen, das Gleis muss also robust und dauerhaft sein. Es wird im Hof von Autos und beim Mähen vom Traktor überfahren, das hält ein allzu leichter Aufbau nicht aus. Wenn Schienen und Schwellen durchgehend verschweisst sind, entsteht ein sehr starres und verwindungssteifes Gleis, auf weniger tragfähigem Untergrund vergrössern die Holzschwellen die Auflagefläche.

Und so sieht jetzt mein Gleis aus: Flacheisen 20x10mm in Längen von sechs Metern als Schienen auf Flacheisen 25x5mm als Schwellen geschweisst. Schwellenlänge 30cm, Schwellenabstand 20cm. Im Hof und auf dem Garagenvorplatz, wo ein stabiler Unterbau vorhanden ist, liegen die Eisenschwellen direkt auf dem Boden. Wo dieser Unterbau fehlt, sind sie auf Holzschwellen geschraubt. In die Enden der Schienen habe ich zwei M8-Gewinde geschnitten, als Schienenlaschen dienen kurze Flacheisen 20x10mm.


&copy Bi um 3° schräg gestellte Schienen verbessern die Adhäsion, Schienen- und Radprofil sind idealisiert


© Bi Gleise im Garagenvorplatz, teilweise in Castine gebettet


© Bi Gleise mit Holzschwellen in der Wiese

Obwohl viele Gartenbahner die Schienen senkrecht zu den Schwellen montieren, habe ich sie vorbildgemäss um 3° nach innen gekippt. Das soll nicht etwa zum vorbildgerechten Sinuslauf führen, dieser spielt bei unseren geringen Geschwindigkeiten keine Rolle. Es verbessert aber die Adhäsion, weil die Laufflächen der Räder besseren Kontakt mit dem Schienenkopf haben.

Das Flacheisen ist an seiner Schmalseite nicht wirklich flach, die Rollspuren der Räder zeigen aber, dass meine Annahme richtig ist: Die Räder liegen in der Mitte der Schiene auf und nicht an der Kante.

und sein Unterbau

In der Gegend, wo ich wohne, werden Wege und Plätze gern nach alter Tradition mit gebrochenem Kalkstein sauber gemacht. La Castine nennen wir diesen groben Kies, der im Gegensatz zum grauen Asphalt hellgelb ist und den Plätzen ein freundliches, sonniges Aussehen gibt. Das Wort Castine kommt übrigens aus dem Deutschen und bedeutet schlicht Kalk-Stein: Ca-Stine. Er wurde früher beim Verhütten des Eisens dem Erz-Kohle-Gemenge als Flussmittel beigegeben.

Mein Gleis liegt in Castine der Siebung 0-15mm. Das ist kein Schotter, denn er enthält auch die feinen Bestandteile des Bruchs, was meiner Meinung nach kein Nachteil ist. Er lässt sich gut stopfen und bäckt dank der feinen Bestandteile unter dem Regen und der Belastung zu einem festen Kuchen zusammen, der jedoch wasserdurchlässig bleibt. Nach einigen Regengüssen verschwindet der feine Anteil von der Oberfläche, dann sieht mein Gleis aus wie geschottert.

Zwischen der Schicht Castine und dem Erdreich liegt ein 60-70cm breiter Streifen Filz (100g/m2), der die Vermischung verhindert. Nach Auskunft des hiesigen Tiefbauunternehmers ist dieser Filz zu leicht. Er verhindert zwar, dass der Kies im Erdreich verloren geht, ist aber mechanisch fragil und nicht wurzelfest. Vielleicht lohnt es sich, hier etwas mehr Geld zu investieren.


Links zum Thema

RABENSDORF, Klaus: Gleisbau - GARTENBAHNEN 97/1 S 26

   Dieser Artikel enthält grudlegende Überlegungen zum Gleisbau und Beispiele
   der Vorgehensweise in Klubanlagen

Discover Live Steam: Geleisebau Part 1
Discover Live Steam: Geleisebau Part 2
Discover Live Steam: Geleisebau Part3

   die drei Artikel aus dem Magazin beschreiben im Detail das Vorgehen von
   William Gardei, sehr instruktiv!
   Alu-Schienenprofil wird mit Nägeln auf den Schwellen befestigt

Sandy River & Rangely Lakes Railroad

   private 5"-Gartenbahn in Australien; als Schienen wird Flacheisen verwendet, das zum Teil auf 
   Schwellen aus Flacheisen geschweisst, zum Teil in geschlitzte Schwellen gepresst werden, die 
   Schienen werden zu grösseren Längen verschweisst
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