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20160124

La Basse Cour - das Geflügel

Der Ausdruck bedeutet etwa 'kleiner Hof' und umfasst das Federvieh und die Kaninchen. Auf dem Bauerhof ist der Basse Cour traditionell Sache der Frauen, die Einnahmen aus dem Verkauf von Eiern, Fleisch und Federn gehören ihnen. Hühner, Enten und Kaninchen waren schon immer das Vieh des kleinen Mannes, sie gehören selbstverständlich heute noch (oder wieder) in jeden richtigen Selbstversorger-Garten. Es verstand sich von selber: Wir mussten Hüher haben! Ich mag Hühner, sie gehören für mich zu den wundersamsten Tieren: Sie sind so grausam dumm und doch nicht ausgestorben - vielleicht hat also auch die Menschheit noch eine Chance...

Hühner

Die Sache hatte allerdins einen bedeutenden Haken: Margrit litt bei unserer Ankunft an einer Federphobie, sie konnte keine Tiere mit Federn berühren. Sie wollte zwar auch Hühner und sie bekniete mich, eine Hühnerkiste zu bauen. Als diese jedoch stand, druckste sie herum und nichts weiter geschah. Bis dann Margrits Freundin Bianca zu uns in die Ferien kam und absolut begeistert von ihren Hühner erzählte, die ihr auf Schritt und Tritt nachgelaufen waren. Die beiden Frauen packten das Problem und die Hühner waren da.

Nun kann man problemlos Hühner halten ohne sie zu berühren und das machten wir denn auch, Margrit besorgte sie tapfer, versuchte auch dann und wann eine Henne auf der Stange zu streicheln und gewöhnte sich wohl ein bisschen an sie. Wir hatte immer wieder brütende Hühner und angesichts der winzigen Kücken erwachte dann Margrits Mutterherz - schon wieder ein Schritt gemacht! Den Durchbruch verdankten wir dann dem Gockel, der sich im Schafnetz verhedderte und vom Strom getötet wurde. Ich trieb mich da gerade in der Schweiz herum, Margrit erzählte mir die tragische Geschichte am Telefon und fragte: «Und was mache ich jetzt mit dem toten Gockel im Hof?» Na ja, was denn? Stülpe einen grossen Kehrichtsack über ihn und wirf ihn weg! Zwei Tage später war sie wieder am Telefon: «Ich habe den Gockel gefedert und ausgenommen, ich konnte ihn doch nicht wegwerfen - all dieses wunderbare Fleisch!»

Desensibilisierung heisst das in den Psychologiebüchern. Wobei diese jetzt wohl ergänzt werden sollten: Selbstdesensibilisierung könnte das neue Stichwort heissen. Margrit trägt seither ohne Probleme lebende und tote Hühner herum, die haushälterische Seite hat die ängstliche besiegt. Klar kann man Hühner halten ohne sie zu berühren, nur brauchen sie halt manchmal etwas Puder auf den Hintern gegen die Milben. Da ist es schon einfacher, wenn man sie unter den Arm nehmen kann.

Freilandhaltung

Es war natürlich Ehrensache, dass unsere Hühner frei herumlaufen konnten! Sie sind insofern ja pflegeleicht, als sie die Eier im Hühnerhaus hinterlegen und sich abends auch dorthin zum Schlafen zurückziehen. Theoretisch zumindest, wir mussten dann lernen, dass es auch anders geht. Eine weniger angenehme Seite hatten wir freilich nicht beachtet: Hühner sind sogenannte diffuse Kotabgeber, was bedeutet, dass sie genau dort kacken, wo sie gerade stehen. Und da unsere Freilandhühner auch auf die Terrasse und bald auch in die Küche kamen, wurden sie störend. Weniger für uns selber - wir verbrachten die Tage damals ja vorwiegend in den Stiefeln - aber für unsere Feriengäste. Also mussten die Hühner weg aus dem Hof, wir bauten einen Zaun zwischen dem Hühner-Auslauf und der Wiese beim Nussaum.

Man soll die Viecher mit dem erbsengrossen Hirn nicht unterschätzen! Eine Woche nach dem Zaunbau konnten sie über ihn hinwegfliegen und einen Monat später kannten sie den Weg um die Scheune herum. Sie waren wieder im Hof und auf der Terrasse. Sie fanden auch den Weg in unseren Gemüsegarten, wo sie die Tomaten anpickten und aus den Setzlingen die Herzen herausbrachen. Und sich damit ausserdem in Gefahr begaben: Wenn der Fuchs Junge hat, kommt er nämlich bis zu den Häusern.

Poussins

Hühnerkinder, Eintagsküken, Poussins gibts in der Cooperative fast umsonst, es ist also nicht nötig, sich mit brütenden Hennen herumzuschlagen. Und zum Ärger kann das schnell werden, wenn die Henne nach zwei Wochen das Nest verlässt, beim Schlüpfen die Eier zerdrückt, die Küken erstickt oder - wenn all diese Klippen umschifft sind - nach drei Tagen aufhört, ihre Kinder zu wärmen und zu führen. Die sind in diesem Alter noch ziemlich hilflos, erfrieren schnell und alle Hoffnungen sind zerstoben. Moderne Hühner brüten nicht mehr, sie legen Eier und legen Eier und legen Eier. Züchtung auf dieses einzige Ziel hin lässt aber andere Eigenschaften verkümmern, das ist nicht nur bei den Hühnern so. Es spricht also fast alles fürs Kükenkaufen.

Aber wir wollten wissen, wie das geht, wollten selber sehen, wie die Küken schlüpfen und gross werden. Durch Zufall begegneten wir auf dem Markt einem Hühnerzüchter, der Belgische Kämpfer anbot, eine - wie er meinte - noch kaum verzüchtete Rasse. Es waren wunderschöne Tiere, gross und hoch aufgereckt und in den verschiedensten Farben schillernd. Halt nicht diese langweiligen weissen oder hellbraunen, die man überall sieht. Sie hielten, was der Alte versprochen hatte, wir hatten eine schöne Nachkommenschaft. Mit den hellbraunen hatten wir weiterhin kein Glück. Irgendwann gaben wir auf und kauften unsere Hühner sechs bis acht Wochen alt. Zwei bis drei genügen für unseren Eierbedarf.

Enten

Im Périgord werden die Enten zum Stopfen gezüchtet und dafür sollten sie gross und robust sein. Die bevorzugte Rasse ist der Canard de Barbarie, das Männchen trägt ein schwarzes Kleid, hat einen roten Kopf und sieht aus, wie wenn es ständig wütend wäre. Das Weibchen ist grau und wohl nur halb so gross wie der Herr. Als wir im Süden von Bergerac bei M und Mme Rossignol Maschinen zum Heuen kauften, fragten wir auch nach Enten. Mme Rossignol war hoch erfreut, die Tiere sahen gesund und munter aus, wir nahmen ein Paar mit. Wir wollten sie vor allem zur Dekoration des Hofs und für den Tisch, Stopfen war nicht unsere Sache.

An der Stelle, wo jetzt das Pizzahaus steht, war früher ein Hühnerstall. Er war genau richtig für die beiden Neuankömmlinge, sie lebten sich gut ein und bald lag mehr als ein Dutzend Eier im Nest. Die Dame brütete ganz zuverlässig und führte ihre Kinder mehr als drei Monate. Aber sie waren ausgesprochen schwierig, diese Enten, denn sie wollten um keinen Preis zurück in den Stall am Abend. Solange noch ein bisschen Restlicht da war, musste man es gar nicht versuchen, sie gaben uns keine Chance. Wie oft sind wir aufgeblieben nur wegen dieser Viecher! Aber der Fuchs verzeiht keine Nachlässigkeit, er lernt schnell, wo seine Beute nächtigt, und holt sie. Wilde Enten und Hühner schlafen erhöht auf den Zweigen der Bäume, nur können beide nicht mehr fliegen, die Enten sind zu schwer, die Hühner haben es verlernt.

Als wir die Schafe aufgaben, trennten wir uns auch von den Enten. Es ist etwas peinlich: Es war vor allem wegen der mühsamen abendlichen Bettrunde - ich musste immer wieder an Kinder denken, die nicht ins Bett wollen...

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