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20150913

Renovieren und Restaurieren

«Restauration bedeutet Renovation mit einem Sinn für Treue zur historischen Architektur. Diese Treue ist abhängig vom Eigentümer und von der Umgebung eines Bauwerks. Es gibt Puristen mit einem Anspruch auf absolute historische Korrektheit, was meist zu wenig komfortablem Wohnen führt. So wird zum Beispiel eine historische Küche aus den 40er Jahren unseren heutigen Bedürfnissen kaum genügen. Was in der Vergangenheit gut und nützlich war, wird eine intelligente Restauration erhalten, alles andere muss modernisiert werden. Wenn Alt und Neu zusammenspielen, entstehen die besten Lösungen.» (ROWAN, Gerald: Compact Houses, 2013)

In aller Regel, fährt der Autor fort, wird man das Äussere eines alten Hauses historisch korrekt erhalten und im Inneren für zeitgemässen Komfort sorgen. Badezimmer und Küche müssen fast immer rundlegend saniert werden, auch fehlen meist Ablagen und Einbauschränke. In unserem Haus mussten in allen Zimmern auch Böden, Wände und Decken totalsaniert werden. Die Böden waren unzeitgemäss und verbraucht, Wände und Decken waren unglücklich saniert worden. All das war offensichtlich, sprang uns fast in die Augen. Manches andere entdeckten wir dann im Laufe der folgenden Monate: Auch alle Installationen für Wasser, Gas und Elektrizität brauchten dringend Erneuerung.

Ich muss gestehen, es hat meinem Ego unheimlich gut getan, nach fast dreissig Jahren der Renovation und Restauration die obigen Zeilen zu lesen. Ja, genau so hatte ich von Anfang an gedacht und gehandelt: Das Haus sollte seinen Charakter als Périgordhaus unter allen Umständen behalten, im Inneren aber sollte zeitgemässer Komfort einziehen. Wie ich das verstanden habe, möchte ich in einer Art Pflichtenheft darstellen. Wobei der Ausdruck Pflichtenheft natürlich nicht stimmt, es ist eher ein nachträglich erstellter Arbeitsrapport.

Fassaden

Das Bruchsteinmauerwerk des Hauses ist als Trockenmauer geschichtet und gegen Zugluft mit Lehm verfüllt. Die Mauern sind unten 80 Zentimeter dick, ab dem ersten Boden sind es dann noch 50 Zentimeter. Als Baustoff dienten Ackersteine, von den Bauern auf Äckern und Wiesen zusammengelesen. Die Steine an unseren Haus sind eher klein, was die Mauern etwas unruhig macht. Man kann in der Umgebung Häuser aus wirklich grossen Mocken finden, in der Stadt werden aber eher behauene Steine verwendet. Die mächtigen Eckquader sind etwas heller als die Feldsteine, sie bestehen aus weichem Kalkstein oder Kreide. Ich habe mir sagen lassen, dass es früher überall Steinbrüche gab, wo ausschlisslich diese Quader gewonnen und zugehauen wurden. Die Maurer und Zimmerleute waren die Bauern selber: Alles was man nicht allein machen konnte, machte man mit gegenseitiger Hilfe: Nachbarschaft war überlebenswichtig in der damaligen motorenlosen Zeit. Süd- und Westseite des Wohnhauses waren in den fünfziger Jahren verputzt und grau gestrichen worden, um dem Haus ein städtisches Aussehen zu geben. Den Verputz hate berreits unsere Vorgängerin abgeschlagen, uns blieb dann die Aufgabe, die Fugen zwischen den Ackersteinen zu verfüllen, zu jointen, wie wir sagten (le joint - die Fuge, der Zwischenraum). Verfüllt wird mit einem Pflaster aus gelbem Sand, Kalk und Weisszement, damit die Mauern hell bleiben. Nach dem Abbinden wird die Wand gebürstet, die Steine sollen sichtbar bleiben.

Historisch richtig wäre ein Mörtel aus Sand und gelöschtem Kalk. Das ergibt optisch keinen Unterschied zu meinem Vorgehen, der Mörtel mit gelöschtem Kalk ist aber nicht schlag­regenfest, sondern wird vor allem auf der Wetterseite schnell ausgewaschen. Fenster und Türen

Ihr Alter war sicher mehr als vierzig Jahre, teilweise deutlich mehr, alle aus Eichenholz gezimmert und zum Teil sehr gut erhalten. Als Schreiner war wohl Joëls Grossvater am Werk, er hat auch die Kredenz und die Treppe im Gîte auf dem Gewissen. Alle seine Arbeiten zeugen von grosser Fachkenntnis und Sinn für Schönheit. Bei allen Türen und Fenstern fehlte ein Schutz gegen Zugluft und natürlich die Doppelverglasung, sodass wir blutenden Herzens die alten Türen durch moderne ersetzten, im Gîte für den Sommerbetrieb mit Einfach-, in unserem Teil mit Doppelverglasung. In Puydorat geht nichts verloren: Eine der Türen steht im Hühnerstall, die andere überlebt als Haustür im Studio.

Licht ist in den Périgordhäusern ein rarer Artikel! An Fenstern wurde gespart, weil die Leute früher nach der Zahl der Fenster besteuert wurden. In der Augusthitze ist man froh um kleine Fenster, im Dezember hätte man gern grössere. Nach einigem Diskutieren ersetzten wir die Fenster im ersten Stock durch Fenstertüren, die bis zum Boden reichen - es war eine gute Entscheidung!

Dächer

Nach Auskunft des Sohnes von Marty wurde das Dach des Haupthauses in den fünfziger Jahren erneuert, nicht aber die Dächer über den Scheunen und über dem Atelier. Bei diesen zeigten sich dann auch bald Alterserscheinungen und zwangen uns zu notfallmässigen Reparaturen. Das grosse Dach über dem Haupthaus liessen wir 2013 vom Dachdecker erneuern.

Es stand nie zur Diskussion, dass die steilen Dächer wieder tuiles plates, also flache Ziegel, erhalten sollten. An einigen Orten verlegten wir neue Ziegel, auf dem Haupthaus und auf der grossen Scheune liegen alte, die uns der Dachdecker günstig beschaffte. Auf den flachen römischen Dächern lagen ursprünglich römische Ziegel in Mönch-und-Nonne-Verlegung. Wir ersetzten diese durch speziell geformte Doppelfalzziegel, die optisch einigermassen den Aspekt des historischen Dachs wiedergeben. Sie sind aber leichter zu verlegen und für uns besonders wichtig: Sie sind begehbar. Ausser bei der grossen Scheune liegt überall ein Windpapier unter den Ziegeln. Auf der Scheune fehlt es nur darum, weil mir niemand sagen konnte, was die Behinderung des Durchzugs für die Heulagerung für Konsequenzen hat. Ich bin sogar in die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt in Tänikon gepilgert, fand aber auch dort niemanden mit einer kompetenten Antwort. Aus Vorsicht liessen wir es dann weg, bereuten das aber später. Fundamente und Isolation gegen die Feuchtigkeit

Haus und Scheune stehen direkt auf dem Fels, selbstverständlich ohne jede Dämmung gegen die in den Mauern aufsteigende Feuchtigkeit und Ungeziefer (Termiten). Eine solche Sperre lässt sich zwar nachträglich nachrüsten, zum Beispiel durch Einpressen von Zementmilch. Die Arbeiten sind aber fast unbezahlbar und ich kenne niemanden, der so etwas hätte machen lassen. Das bedeutet aber natürlich, dass die aufsteigende Feuchtigkeit fast überall im Erdgeschoss vorhanden ist, die Farbe von der Wand abdrückt und hässliche Flecken erzeugt.

Aus Kirchen und anderen kaum beheizten Räumen weiss man, das das Heizen die Sache schlimmer macht: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte, der Dampfstrom aus der Mauer ins Zimmer ist darum während der Heizperiode grösser. Unsere noch nicht zentralbeheizten Vorfahren kannten vermutlich das Problem gar nicht.

Die zweifellos billigste Lösung ist ein Isolieranstrich auf der feuchten Mauer. Leider steigt das Wasser hinter dem Anstrich höher hinauf und kommt weiter oben aus der Wand: Kapillarität lässt sich nicht überlisten... Eine weitere bezahlbare Lösung ist eine hinterlüftete Vormauerung. Dazu stellt man vor die feuchte Mauer in einigem Abstand ein zweite aus Gipsplatten oder Porenbeton, die einige Luftlöcher haben muss, damit dahinter die Luft zirkulieren und die Feuchtigkeit abführen kann. Solche Aufdoppelungen machten wir überall da, wo wir Mauerfeuchtigkeit vermuteten, insgesamt mit sehr gutem Erfolg. Böden im Erdgeschoss

Sie bestanden aus Holzriemen über einem etwa 20 Zentimeter hohen Luftraum, dem vide sanitaire, darunter war der alte Fussboden aus gestampfter Erde noch vorhanden. Die Böden waren total durchfeuchtet, eine abgestellte Schachtel war schon nach einigen Tagen feucht, der Boden darunter schimmlig. Es gab überhaupt keine Diskussion, hier mussten Keramikplatten auf einem Betonboden liegen, so wie das in der Gegend meistens gemacht wird. Ich wollte bei der Gelegenheit auch unbedingt Rohre für eine Bodenheizung verlegen, obwohl wir am Anfang noch nicht wussten, wie unsere Heizung einmal aussehen sollte. Über Bodenheizungen, ihre Vor- und Nachteile und ihre Tücken gibt es viel Literatur, es schien mir, dass man da offenbar viel falsch machen kann. Sehr hilfreich war ein Buch über Bauschäden, herausgegeben von der EMPA in Dübendorf: Es zeigte mir klar, wie man es nicht machen soll - eine kluge Art zu lernen. Wir haben es gewagt und gewonnen: Die Böden sind immer noch voll funktionsfähig und es gab keinerlei Risse.

Als Bodenplatten wählten wir grossformatigen roten Klinker, der einfacher zu verlegen und zu pflegen und billiger ist als die beliebten rustikalen Tonplatten. Auch das war eine kluge Entscheidung für den Hobby-Carreleur, es war auch so noch sehr schwierig, den Boden eben hinzubekommen. ROWAN schreibt irgendwo, dass der Leitsatz 'Funktionalität geht vor Ästhetik' ein grundlegender Bauhausgedanke war - es war auch immer wieder meine Devise!

Böden im Obergeschoss

Im Südzimmer des Gîte lag ein alter, schmutziger Riemenboden in einer unbekannten Holzart, den wir abschliffen und versiegelten. Es ist der einzige erhaltene Originalboden und er ist wunderschön! In zwei anderen Zimmern legte ich Kastanienriemen auf den vorhandenen alten Boden, in einem genügte ein neuer Spannteppich, direkt auf den alten, schmutzigen gelegt. Die Böden sind gegen untern kaum schallisoliert, wir brauchen also kein Haustelefon, sondern können durch den Boden schreien...

Decken

Die heute sichtbaren gewaltigen Eichenbalken waren in allen Zimmern unter Gips- oder Täferschichten versteckt. Im Erdgeschoss wollten wir diese wieder sichtbar werden lassen. Die Verkleidungen herunterzuholen war ein grosses Vergnügen, die Arbeit verwandelte die Räume sofort von Stadthaus- in Bauernhausambiente, sie wurden allerdings auch dunkler. Dann mussten natürlich die freigelgten Eichenbalken gereinigt und die Zwischenräume mit Gipsplatten ausgelegt werden. Arbeiten über Kopf kann ziemlich anstrengend sein, das wussten wir hintendrein nur zu gut. Im Obergeschoss flickten wir die zerbrochenen Gipsdecken, indem wir sie von unten mit einer Gaze bespannten und neu strichen. Sie behielten zwar ihre etwas abenteuerliche wellige Form, bröckelten aber nicht mehr und strahlten in hellstem Weiss.

Um die Eichenbalken in den Decken und im Dachstuhl windet sich viel Geheimnisvolles. Wir wissen, dass nach der Revolution die verlassenen Herrenhäuser gern als Baustoffquellen genutzt wurden. Wir wissen aber nicht, ob unser Holzwerk solchen Ursprungs ist, und schon gar nicht, woher es stammt. Länge und Querschnitt der Deckenbalken sind aussergewöhnlich und sie sind - betrachtet man die vielen Spuren - ganz offensichtlich wiederverwendet, récupéré, wie man hier sagt. Auch im Dachstuhl hat es Teile, die kaum zu einem Bauernhaus passen. Nick Knatterton und Sherlock Holmes hätten da wohl dankbare Aufgaben... Wände

Unsere Vorgängerin hatte in vielen Räumen teilweise den Verputz abgeschlagen und das Mauerwerk aus Ackersteinen freigelegt. Das wirkt zwar rustikal, macht aber auch unruhig und dunkel: Wir fanden, dass eine Wand rustikal und die übrigen weiss eine gute Mischung ist, die wir von da an anstrebten. Natürlich mussten auch innen die Wände gejointet werden, sie wurden so fürs Auge ruhiger und hielten die Zugluft durch die Mauern ab.

Unsere Vorgänger hatten auch einzelne Wände mit Vinyltapeten überzogen. Diese Kunststofftapeten waren damals Mode, sie konnten mit dem Roller aufgebracht werden, deckten viele Unzulänglichkeiten der Wand schamhaft zu und versprachen ewige Haltbarkeit. Sie waren allerdings auch atmungsaktiv wie eine PVC-Folie, nämlich überhaupt nicht... Es war eine scheussliche Arbeit, sie mit dem Spachtel abzukratzen, die Reste wären heute wohl als Sondermüll geheimnisvoll zu entsorgen. Historisch richtig wäre natürlich ein Kalkanstrich gewesen. Dazu wird gebrannter Kalk im Wasser eingesumpft, also gelöscht, es entsteht eine Paste, die mit Wasser verdünnt auf die Wände aufgepinselt wird. Das ergibt einen warmweissen Ton und ist hundert Prozent wasserdampfdurchlässig. In Ställen wird heute noch regelmässig geweisselt - der Kalk desinfiziert die Lokalitäten - in Wohnräumen macht man das schon lange nicht mehr. Bewohnte Räume werden im Süden auch gern farbig gestrichen, etwa blutrot oder türkisgrün waren beliebt. Das Ochsenblut-Rot kennt man aus römischen Villen, das Kupferoxyd-Grün ist ebenfalls weit verbreitet. Wir fanden beim Abwaschen und -Kratzen mehrere Schichten, manchmal abwechslungsweise rot und grün, manchmal nur brusthoch, manchmal bis zur Decke. Für uns war es klar: Wir mögen es hell und wegen der kleinen Fenster neigen die Räume sowieso zur Düsternis. Unsere Wände sollten darum warmweiss sein und nicht farbig. Und sie sollten atmungsaktiv sein, also Wasserdampf ins darunterliegende Mauerwerk weiterleiten. Diese zweite Bedingung erfüllt der altbewährte Kalkanstrich natürlich ohne Probleme, mit modernen Farben ist das nicht so einfach: Die beliebte Dispersion bildet einen Film ähnlich wie die Vinyl-Tapete, ist also unbrauchbar. Wir haben uns darum mikroporöse Acrylfarben empfehlen lassen. Sie haben uns nicht enttäuscht, denn sie sind ausserdem abwaschbar und leicht überstreichbar.

Abwasser

Die Häuser in Puydorat sind nicht an eine Kanalisation angeschlossen,. Jedes Haus hat darum seine eigene Fosse Séptique, eine Klärgrube mit dazugehörigem Rohrsystem, welches die geklärten Abwässer zur Versickerung im Land verteilt. Unsere Vorgänger hatten ein Bad eingerichtet und dafür die nötige Kläranlage erstellt. Allerdings offensichtlich nicht sehr dauerhaft, bei unserer Ankunft waren die Teile abgesackt und hatten sich verschoben, das Wasser war überall, nur nicht in den Leitungen. Statt zu renovieren wollten wir lieber etwas Neues installieren, mit grösserer Klärgrube und an einem besseren Ort. Die neue Fosse kam südlich des ehemaligen Schweinestalls zu liegen, sie fasst jetzt 3000 Liter. Quer durch den Hof und durch den Schweinestall legte ich eine Leitung mit einem Strang in den Gîte und einem zweiten in unseren Teil. Angeschlossen wurden die beiden Badezimmer und die beiden Küchen. Später kam ein dritter Zweig dazu für die Arrière Cuisine.

Wasser

Bei unserer Ankunft gab es fliessendes Wasser in der Küche und im Badezimmer, das unsere Vorgänger eingerichtet hatten. Im Laufe er Jahre vergrösserte sich das Netz zuerst in die Küche und das Bad im Gîte und später in unser neues Bad im ersten Stock. Gleichzeitig ergänzte ich einige Hahnen im Hof, in der Scheune und im Garten, schliesslich brauchten die Schafe und Hühner ja auch Trinkstellen. Das hat sich als sehr vorausschauend erwiesen: Wasserhahnen hat man wohl nie genug. Für die Hauptleitungen wird hier ein druckfestes Plastirohr verlegt, das mehr oder weniger unverwüstlich ist und nicht rostet. Die Verteilung im Kleinen habe ich noch mit Kupferrohr gemacht, das war damals so üblich. In er Zwischenzeit sind Plasticrohre Mode geworden, die ohne Löten verbunden werden können und im professionellen Bereich wohl viel Zeitersparnis bringen. Alles in Ordnung, aber Zeit habe ich wirklich genug, sparen wir woanders... Elektrizität

Die ziemlich abenteuerliche Installation bestand aus alten Teilen, die wohl vom früheren 110-Volt-Netz aus der Zwischenkriegszeit stammten, und von unseren Vorgängern neu verlegten Leitungen. Die beiden Netze waren vielfältig untereinander verbunden, hier moderne Kupferdrähte mit Kunststoff-Isolation, dort mit Baumwolle umsponnene Aluminiumdrähte. Auch die Schalter, Steckdosen und Abzweigdosen stammten aus zwei verschiedenen Welten. Keine Frage, hier musste grundsätzlich saniert werden, schon um der Sicherheit willen.

Ich erstellte ein neues Verteilkonzept mit einem zentralen Sicherungs- und Verteilerkasten in unserer Chaufferie und führte alle Leitungen aus dem Haus zu diesem zentralen Punkt. Diese Arbeiten zogen sich über die Jahre hin und sind eigentlich immer noch nicht abgeschlossen. Keine Frage, wir profitieren davon, dass es keine Installationskontrolle gibt: Was hinter dem Zählerkasten liegt, ist Privatsache.

Telefon

Das Telefon kommt über eine Freileitung in den Estrich zur Endverteilerdose. Von dort führte ich es durch den Estrich und legte in alle Zimmer Abzweigungen. Es war noch die Zeit ohne Schnurlos-Telefone und Händis, heute bräuchte es diese komplizierte Verteilung nicht mehr.

Zentralheizung

Unsere Vorgänger hatten eine Zentralheizung mit einem Holz/Öl-Kombikessel und Radiatoren in allen Zimmern und einrichten lassen. Leider war der Installateur ein begabter Pfuscher, die Heizung kam nie richtig zum Laufen, der Kamin sah scheusslich aus und hing wie ein Damoklesschwert über uns. Und weil wir ja im Erdgeschoss Bodenheizungen einrichten wollten, musste auch hier das Konzept grundsätzlich überdacht werden.

Im ersten Schritt blieb der Kessel erhalten und ergänzt durch einen Wärmespeicher von 3000 Liter Inhalt. Dazu gehörte eine neue Wärmeverteilung, welche das warme Wasser zuerst durch die Radiatoren im ersten Stock und dann durch die Böden im Erdgeschoss führt. Dann habe ich die verlustreiche Verteilung durch den Estrich saniert und schliesslich kauften wir uns einen neuen Kessel, der mit Klafterscheitern gefüttert werden kann.

Das System hat sich sehr gut bewährt, es braucht als Stückholzheizung allerdings viel Arbeit und Pflege. Aber wir verbrennen das Holz aus unserem eigenen Wald: CO₂-neutral, ökologischer gehts fast nicht mehr. Und ausserdem macht uns das Holzmachen im Sommer immer noch Spass. Holzschnitzel oder Pellets wären bequemer, aber auch deutlich teurer, von Öl oder Gas gar nicht zu reden.

Sonnenenergie

Am Anfang hingen in unseren Badezimmern mit Flaschengas betriebene Durchlauferhitzer. In den heissen Monaten Juli und August standen täglich bis zu zehn Personen unter der Dusche und ich rannte ständig hinter den Gasflaschen her. Irgendwann ging mir der Widersinn auf: Ausgerechnet in der Zeit der grössten Sonneneinstrahlung brauchten wir am meisten Gas! Warum nicht einen Sonnenkollektor bauen?!

Um die Sache nicht zu sehr ins Geld laufen zu lassen, kaufte ich in Deutschland eine Art Bausatz und lötete und nagelte nach Bauvorschrift den Kollektor zusammen. Lange Zeit führte eine provisorische Leitung in unseren Heizraum, alles unvorstellbar primitiv aber funktionstüchtig. Und das Ergebnis war phänomenal, der Gasverbrauch ging sofort zurück. An bedeckten Tagen reichte die Vorlauftemperatur des Kollektors natürlich nicht für eine komfortable Dusche: Es brauchte etwas Nachheizung. Aber jetzt musste ich nur noch von 35 auf 50 Grad hocheizen und nicht mehr von 18 auf 50.

Irgendwann brach dann in Deutschland das Kollektorfieber aus, vom Staat kräftig geschürt. Auch die EDF wurde gezwungen, einen guten Preis für den Sonnenstrom zu zahlen und wir begannen also zu überlegen, ob wir auf diesen Zug aufspringen sollten. Man hätte aber mindestens 30'000 Euro in die Hand nehmen müssen, die sich in zehn bis fünfzehn Jahren hätten amortisieren können - dann doch lieber nein.

Dies+Das

So nebenher entstanden alle möglichen kleinen Projekte, wann immer ein Bedurfnis auftauchte oder eine Idee deutlicher wurde. Zu den ersten Projekten gehörte das Schutzdach beim südlichen Ausgang des Stalls, dann haben wir den Stall vergrössert und den Heuboden unseren Bedürfnissen angepasst. Irgendwann fiel das alte Hühnerhaus in sich zusammen, auf den Trümmern baute ich das Pizzahaus mit dem Brotofen. Und hinter dem Sonnenkollektor entstand ein neues Entenhaus. Zusammen mit Schorsch bauten wir am Waldrand einen Unterstand für unsere Maschinen und im Hof stellte ich ein ziemlich provsorisch wirkendes Blechdach für die Autos und den Traktor auf. Jahre später wurde daraus der hübsche CarPort. wie er sich jetzt zeigt. Irgendwann begann das Dach meiner Ateliers zu rinnen und rief dringend nach einer Neudeckung. Gleichzeitig mit dieser ziemlich aufwendigen Arbeit zog ich einen Zwischenboden ein.

Und dann kam die Geschichte mit der Procherie. Auch da war eigentlich das Dach die Hauptsorge, aber auch die Wände begannen vom eindringenden Wasser durchfeuchtet zu werden. Abbruch oder Restauration? Es ist ein Studio für zwei Personen geworden, das wir unseren Freuden und Bekannten zur Verfügung stellen wollen. Und während ich dies schreibe, gehen die Arbeiten ihrem Ende entgegen, an Weihnachten 2014 soll es erstmals bewohnt werden.

Renovieren und Restaurieren ist immer auch Ordnung machen: Meter um Meter verrosteter Stacheldraht lag in unseren Wäldern, dazu Dutzende halbverrotteter Pfähle, tonnenweise Steine haben wir aus Wiesen und Äckern gelesen und im Vorbeigehen übermannshohe Brombeerhecken geschnitten oder abgefackelt. Und nebenher habe ich wohl an die hundert Meter Trockenmauern gebaut.

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