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2015-11-14

Werbung oder Wie fängt man Feriengäste?

Wer etwas verkaufen will, muss trommeln, muss seine zukünftigen Kunden aufmerksam machen auf sich und seine Waren. In früherer Zeit besorgten das Marktschreier, heute geht es anders, wenn auch keineswegs leiser zu. Wir wussten natürlich, dass wir für Puydorat trommeln mussten, wenn wir Gäste haben wollten. Nur - wie macht man das wirkungsvoll? Die Frage hat uns in den ersten Jahren abendelang Diskussionsstoff gegeben: Da war von uns eher leisen Menschen auf einmal ein lauter Auftritt verlangt, dazu fehlte uns schlicht die Erfahrung. Und Hilfe hätte Geld gekostet, das wir nicht hatten.

Natürlich gibt es Agenten, aber weder die Offices du Tourisme in den grösseren Orten, noch die landesweit tätige Plattform Gîte de France verkaufen wirklich, sie verstehen sich eher als Schaufenster oder Markt. Dabei steht dann unsere einmalige Wunderwohnung neben vielen tausend anderen und findet etwa soviel Beachtung wie eine Schneeflocke im Schneegestöber. Und private Agenden bedienten sich ganz ordentlich, liessen wir uns sagen. Wir fanden Vermieter, die schliesslich erschraken über die gesalzenen Honorare. Ihre Wohnungen waren über Nacht 25 bis 30% teurer geworden.

Vielleicht selber versuchen!? Wenn wir uns zutrauten, ein Haus zu renovieren, sollte das bisschen Werbung doch ein Kinderspiel sein!? Wie andere versuchen, ihre Ware an den Kunden zu bringen, kann man unschwer in Prospekten, Inseraten und im Internet verfolgen. Einen eigenen Auftritt gibt das natürlich nicht, immerhin konnten wir sehen, wie wir es nicht machen wollten: Keine lauten oder gar schreienden Töne, kein agressives Geblinke und keine geschmäcklerischen Süssigkeiten. All das passt nicht zu Ferien auf einem ehemaligen Bauerhof und eben auch nicht zu uns. An der Stelle merkten wir dann, dass wir gar nichtso recht wussten, was wir eigentlich verkaufen und anpreisen wollten. Zutaten wie freundlich, bodenständig, zuverlässig und sauber sollten im Vordergrund stehen. Bauernhaus, Kinder, Tiere, Ruhe, Natur waren weitere Stichwörter. Und natürlich die hiesigen Sehenswürdigkeiten, die ja von den Höhlenbewohnern bis zur Foie Gras reichen. Und ganz am Schluss wurde uns klar, dass neben dem Mietobjekt und seiner Umgebung auch wir als Vermieter, als Margrit und Peter, unbedingt sichtbar werden mussten. So entstanden der gelbe Prospekt und später die Webseite, als Einladung bei uns Urlaub zu machen.

Unsere Lösung all dieser Probleme hiess schliesslich Direktvermietung: Werben, Kontakte pflegen, Verträge schreiben und Geld einziehen - alles selber machen. Und diese Arbeit macht mir auch heute noch Spass, das darf ich gern zugeben. Ich führe Sie im Folgenden durch unseren ersten gelben Prospekt (6.5MB)

Wir

Wenn Sie durch Frankreich fahren, sehen Sie an jeder Ecke E. Leclerc in mannshohen Lettern auf den Dächern der Supermärkte. Wie hält der Mann das aus, sich so auszustellen? fragten wir uns. Seine Geschichte macht vieles klar: Dieser Leclerc (fr) war einmal ein kleiner Krämer. stand hinter seiner Ladentheke und kannte seine Kunden persönlich. Und über der Türe zu seinem Laden stand eben sein Name. Das betonte die persönliche Verantwortung, die er dem Kunden gegenüber wahrnehmen wollte. Bis vor Kurzem zierte auch sein Bild die Werbung, sein Sohn hat jetzt mit dem Personenkult aufgehört. Immer noch lebendig ist der Satz: «Wir gehen zu Leclerc einkaufen», eben zum Krämer an der Ecke.

Jetzt beim Schreiben kommt mir Lina Bucher in den Sinn, die Wirtin des Hotel Bellevue in Zollikon, wo ich aufgewachsen bin. Jeden Freitag staand im Gemeindeblättchen «Zolliker Boten», ein Inserat mit dem Sonntagsmenu des Hotels. Die letzte Zeile des Inserats war immer gleich: «Ich erwarte Sie, Lina Bucher». Im Dorf wurde natürlich gespöttelt: Die Lina ist wieder in Erwartung...

Sehr einleuchtend, dieses Konzept, wir wollten es auch probieren und unseren Prospekt-Lesern sagen: «Wir erwarten Sie, liebe Gäste!». So entstand das Kapitel Wir im Prospekt, wo wir uns vorstellen als die Verantwortlichen. Auf den mannshohen Schriftzug auf dem Dach haben wir verzichtet, auf der Webseite kamen dann aber Bilder dazu. Es hat uns seltsamerweise nicht umgebracht, im Gegenteil, es hat unser Selbstverständnis gestärkt. Lange Zeit gab es immer wieder Diskussionen, wie viel wir denn von uns zeigen wollten, unterdessen sind wir ruhiger. Und viele unserer Gäste - das weiss ich aus Gesprächen - gehen zu den Bickels in die Ferien.

Puydorat

Als nächstes mussten wir unseren Kunden Puydorat näher bringen, aber Puydorat ist ja weder ein stolzes Schloss noch sonst ein goldener Schwan, sondern halt ein simples Bauernhaus irgendwo im Périgord. Und das Périgord war in den neunziger Jahren ausserhalb von Frankreich kein bekanntes Ferienziel. Wir behalfen uns mit einem Plan und einigen Zeichnungen des Hauses und liessen im übrigen Bergerac mit dem Cirano, den Grand Toreau von Lascau und das Schloss Jumilhac für uns werben. Auch meine persönliche kleine Leidenschaft, die Schönheiten am Wegrand, erwähnten wir.

Ferienwohnung

Den Abschluss dieses Dreischritts bildete dann ein Plan der Wohnung und unser Angebot, als Gastgeber für grösstmögliche Bequemlichkeit unserer Gäste zu sorgen. Bei der Ankunft der Gäste sollten die Betten bezogen sein, so fühlt man sich gleich zuhause. Wir wollten die Wäsche stellen und Hauswein bereithalten, auch sollte die Küche nicht total leer sein, wie wir das selber mehrmals erlebt hatten. Wir wollten auch keine Nebenkosten abrechnen, unsere Preise waren «alles inbegriffen». Am Schluss kam der berühmte-berüchtigte Disclaimer, über den ich weiter unten ausführlicher berichte.

Der Prospekt sollte wie eine persönliche Einladung wirken und kam offenbar auch so an. Wir haben ihn bis 2005 unverändert in gegen 300 Exemplaren verschickt und viele positive Rückmeldungen erhalten. Und er hat uns viele Gäste gebracht, gar keine Frage. Er wirkt einladend und seriös - genau was wir wollten.

Vom Prospekt zur Webseite

Kurz vor der Jahundertwende kam dann das Internet nach Puydorat. Damit war der Weg offen für einen Webauftritt und wir hatten endlich eine Chance, von den teuren Inseraten wegzukommen. Unser Provider Orange bot Platz an für eine Page Perso, eine persönliche Webseite und ich machte mich an die Arbeit. Nach dem Erfolg mit dem gelben Prospekt gab es kaum einen Grund, vom Dreischritt-Konzept abzuweichen, selbstverständlich durfte es jetzt ausführlicher sein und Fotos hatten auch Platz. Etwas mehr Kopfzerbrechen brachte dann die technische Seite...


Disclaimer

Wenn ein Pudel aus dem Wasser steigt, schüttelt er sich und befreit sich von allem Unerwünschten. Entsprechend ist im Disclaimer all das aufgeführt, was man nicht ist, nicht hat, nicht will, nicht kann. Ich nenne den Abschnitt «Das Kleingedruckte» und zähle darin auf, was Puydorat NICHT ist. Marlise warf die Hände in die Luft und meinte, da hätte mich wohl der Teufel geritten! So würde ich doch meine potenziellen Gäste verscheuchen, bevor sie überhaupt angebissen hätten. Nichts dergleichen geschah, ich hörte allerdings mehrmals, man sei froh gewesen über diese Klarstellungen.
Damit Sie jetzt nicht herumblättern müssen, drucke ich den Abschnitt hier ab.

Das Kleingedruckte
Lesen Sie bitte aufmerksam diese Ergänzungen zu unserem Angebot, Sie ersparen sich damit vielleicht Enttäuschungen!

  • Sie sind bei uns im wahrsten Sinne des Worts in der 'Französischen Provinz' - ein öffentlicher Nahverkehr ist nicht vorhanden, ein großstädtisches Nachtleben gibt es schlicht nicht, Bergerac ist abends tot. Die Wohnung hat auch keinen Fernsehapparat.
  • Bergerac ist auch mit Bahn und Flugzeug gut erreichbar. Öffentliche Verkehrsmittel fehlen allerdings total. Wenn Sie also nicht mit Ihrem eigenen Wagen zu uns kommen, müssen Sie in Bergerac SNCF oder am Flughafen Ihrer Ankunft einen Wagen mieten. Die nächstgelegenen Flughäfen sind Bergerac, Bordeaux und Toulouse.
  • Wir benützen den Hof und die Terrasse gemeinsam, werden uns also täglich sehen und wohl auch das eine oder andere Wort wechseln. Wenn Sie das mögen, sind Sie genau richtig bei uns.
  • Puydorat hat kein Schwimmbad und wird auch keines bekommen, solange wir hier sind. Es gibt aber reichlich Badegelegenheiten in der weiteren Umgebung und Ihren kleineren Kindern können wir ein Planschbecken anbieten.
  • Das Meer ist gut und gern 200 Kilometer weit weg, was etwa einen anstrengenden Tagesausflug ergibt. Mit anderen Worten: Puydorat eignet sich nur sehr bedingt für Badeferien am Meer.
  • Die Ferienwohnung ist nicht rollstuhlgängig
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