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20160204

Heuen

An einer Felibrée sah ich einmal einige alte Bauern am Strassenrand sitzen, neben sich einige Sensen, Gablen und Rechen, vor sich ein Plakat: «Mit diesem Werkzeug haben wir früher unser Heu gemacht!» Ich weiss nicht, ob sie sich bewusst in den Schatten eines riesigen Mähdreschers gesetzt hatten, der Kontrast war allerdings äusserst wirkungsvoll. Sie hatten sicher recht mit ihrer Feststellung, allerdings sagten sie nur die halbe Wahrheit. Denn als sie jung waren, lebten auf den Höfen noch ganze Sippen unter einem Dach. Zu den paar Werkzeugen gehörten also viele, viele kräftige Hände, die im Felibrée-Bild fehlten.

Nun hatten wir ja im Umzugsgepäck eine Sense samt Wetzstein, einige echte Schweizer Heu- und Mistgabeln und zwei, drei Rechen mitgebracht, es konnte also losgehen! Ach ja, und eine Motorsense, ein sogenannter Freischneider mit Schnapsglasmotor war auch dabei. Wie wir dann da oben am Hang standen und unsere fünf Hektaren Wiese betrachteten, waren unsere Illusionen in sehr kurzer Zeit verduftet. Wir hatten uns manches überlegt, aber ans Heuen hatten wir schlicht nicht gedacht. Und wir hatten uns auch nicht Rechenschaft darüber abgegeben, dass der Hof schon lange Zeit nicht mehr bewirtschaftet worden war, wir also ganz neu anfangen mussten. Wir brauchten wenigstens eine Maschine zum Mähen und eine zum Zetten und natürlich einen Wagen für den Transport unserer Ernte. Und ohne Traktor würde das auch nicht gehen. Aber kosten sollte es möglichst nichts, denn Geld war nicht viel da - also mussten wir alte Ware finden. Es war eine vollkommen neue Erfahrung für uns: Total fremde Leute anrufen, hinfahren, Maschinen beurteilen und über den Preis verhandeln. Wir gingen grundsätzlich zusammen, einer sollte verhandeln, der andere beobachten. Und ganz nebenbei durchbrachen wir damit die Regel, dass solche Verhandlungen Männersache sind. Weil Margrit ganz selbstverständlich da war, gesellte sich auch die Bäuerin dazu und wusste oft zu vermitteln.

Maschinenodyssee

Angebote fand man zu jener fernen Zeit noch in Zeitungen, also natürlich wieder unserem P'tit Bergeracois. Ausserdem abonnierten wir den Agriculteur, der über die Agglomeration Bergerac hinausgeht. Etwas mühsam wurde die Suche zunächst dadurch, dass wir ja gar nicht wussten, was wir brauchten und wollten. Gut, ein Traktor ist un Tracteur, aber was ist ein Mähbalken, eine Zettmaschine oder ein Anhänger für den Traktor? Und wie findet man dann ohne Navi diese Höfe, wo die Sachen stehen? Und was dürfen sie kosten, denn wir wollten uns ja nicht über die Ohren hauen lassen.

Allererste Anlaufstelle war M Denoix, der Landmaschinenmechaniker im Dorf. Er hatte einen Traktor für uns, der zwar ziemlich alt war, aber nur 1000 Stunden auf dem Zähler hatte. Ein Mähbalken gehörte dazu, eine barre de coupe. Der Preis war mit ff 20'000 (damals rund CHF 5'000) in Ordnung, schon wenige Jahre später stiegen die Preise für solche Veteranen, sie wurden gesuchte Sammlerstücke. Der Traktor war in Ordnung, er hat uns gar nie im Stich gelassen und dient uns heute noch - danke M Denoix!

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